Thilo Rose hat vor zwei Tagen ein Bild von mir für die fc-Galerie vorgeschlagen, das heißt, dieses vorgeschlagene Bild muss zunächst ein „voting“ durchlaufen, in dem entschieden wird, ob das Bild von einer Mehrheit für galeriewürdig gehalten wird. Über die Qualität beziehungsweise über die Art der Bilder in der Galerie will ich zu einem späteren Zeitpunkt noch Näheres sagen, und zwar im Vergleich mit den Preis-Bildern des Deutschen Jugendfotopreises.
Hier das von Thilo Rose vorgeschlagene Foto:
Es zeigt Jeanne-Claude, die Ehefrau von Christo, mit ihrem Sohn Cyril während der Aufbauphase der documenta 4 auf der Karlswiese in Kassel. Thilo meinte nun, dass Foto zeige einen Moment aus dem Leben, der unwiederbringlich ist. Ich hatte das Foto erst kürzlich aufgrund des Todes von Jeanne-Claude in der fc hochgeladen.
Die Tiefe des Niveaus, auf das man in der fc hinabsteigt oder von dem man sich vielleicht nie erhoben hat, zeigt folgende Bemerkung von Piet K.: „Na ja mit 74 Jahren ist das nichts außergewöhnliches zu sterben. Kontra.“
Feingefühl perdu.
Der Titel des Bildes lautet: Jeanne-Claude, die Lebensgefährtin von Christo, ist tot.
Ich habe mich schon vor längerer Zeit aus der fotocommunity, betrifft auch die view-fotocommunity, verabschiedet. Beide haben wohl, wie die massenhafte Beteiligung zeigt, ihre soziale Bedeutung. Natürlich spielte auch bei mir Eitelkeit eine Rolle. Allerdings hatte ich ernsthafte Kritik erhofft. Das durfte ich nur sehr selten erleben. Dem dort, meiner Meinung nach, geltenden Prinzip: ich lobe dein Foto, wenn du meins auch super findest, wollte ich mich nur eines Scheinerfolgs willen nicht unterwerfen. So richtig munter aber wurden die fc-Mitglieder dann beim Für und Wider von Galerie-Vorschlägen. Ich konnte ganz entspannt in diese Welt der Kinder-, Hunde-, Katzen-, Blüten-, Insektenfotos und Sonnenuntergänge (vereinfacht) eintauchern und die Kritteleien wie auch Gehässigkeiten genießen. Die Gefahr, mich dank eines Vorschlags diesen gestrengen Richtern ausgesetzt zu sehen, bestand bei meinen Fotos nicht. Und das war auch gut so.
Ulrich Joho
Diese Begründung für ein Kontra gibt uns wohl eher eine Aussage über den Charakter des Wertenden und über seine Kompetenz als Juror, als über das Niveau (nicht nur im fotografischen, sondern auch im menschlich-sozialen Sinn) der gesamten Fotocommunity, die immerhin Hunderttausende, wenn nicht Millionen Mitglieder hat. Und gerade die Möglichkeit, wie sie im Voting-Center jedem Mitglied gegeben ist, über das Werk eines anderen zu urteilen, zieht besonders die vom Leben frustrierten, schwachen Charaktere an, welche ihre „Macht“ dazu verwenden, ihren Frust wenigstens ein wenig abzubauen, indem sie Contra voten, egal wofür, entweder überhaupt anonym oder mit wahrhaft schwachsinnigen Begründungen, ähnlich dieser hier.
Doch solche Erscheinungen gibt es überall im Leben, nicht nur in der Fotocommunity. Es wäre bei einer derart großen Menge von Mitgliedern sogar eher verwunderlich, wenn die destruktiven Geister auf unterstem Niveau ganz fehlen würden. Leider, aber andererseits auch folgerichtig, drückt sich diese Konzentration von Frustabladenden im Voting-Center auch in der Zusammensetzung der Galerie aus, die dadurch ihrem Anspruch, die herausragendsten und besten Werke der Community zu repräsentieren, nicht gerecht werden kann.
Aber ich glaube nicht, dass solche Negativerlebnisse, auch wenn sie sich immer wiederholen, was definitiv der Fall ist, Rückschluss auf das Niveau der Fotocommunity insgesamt erlauben – auch wieder sowohl fotografisch als auch menschlich.
Meiner Erfahrung nach findet man dort Fotografie auf jedem Niveau, neben vielen belanglosen auch wirklich bemerkenswerte Bilder und neben geistlos ferngesteuerten Viel-Kommentarschreibern auch Menschen, mit welchen ein wirklich konstruktiver und bereichernder Austausch möglich ist.
Werner Braun
Zunächst einmal möchte ich Kerstin, Ulrich und Werner danken für ihre Kommentare hier. Auch Ralf dafür, dass er sich die Mühe gemacht hat, das Wesen der Galerie in der fc statistisch zu erfassen. Gestern erhielt ich noch einen wohlmeinenden Rat unter das obige Bild, einen Rat von Ralf Scholze, der darauf hinausläuft, dass man vor dem Wellengang des Meeres resignieren sollte. Ich zitiere in Übernahme von der fc:
„Ralf Scholze, gestern um 20:39 Uhr
Klaus, das Bild wurde mit mit 95 pro und 405 contra Stimmen abgelehnt. NImm es hin und trage es mit Fassung.“
Für mich ist es immer wieder erschreckend, wie viele Menschen bereit sind, das Gegebene hinzunehmen und sich somit keinerlei Gedanken zu machen darüber, wodurch das Gegebene so ist, wie es ist. Was die Bedingungen seines SoGewordenSeins, seines SoSeins sind, kommt gar nicht in den Blick.
Ich will das nicht auf politische Verhältnisse Übertragen, aber es erinnert mich doch ein wenig an die Aufforderung zum Fatalismus: Die Mauer steht nun mal inmitten von Berlin, nimm es hin und trage es mit Fassung.
lieber ulrich,
ich komme noch auf deine frage mit den galerien zurück. ein todesfall im freundeskreis läßt meine gedanken momentan anderswo kreisen.
grüße
klaus