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Das Smartphone und seine technische Vorreiterrolle auch für die Digitalfotografie

Smartphones werden auch für die Fotografie immer wichtiger und ersetzen inzwischen preiswerte Digitalkameras. Es sind Multitalente, die die Funktion eines unabdingbaren ‚Digital Assistent‘ übernehmen. Inzwischen nehmen sogar Verkehrsunfälle mit Smartphone-Besitzern*5) zu, die nicht mehr auf die Straße schauen, sondern auf Ihr ‚veraltetes Smartphone‘ (‚veraltet‘, weil offenbar ohne digitale Sprachassistentin) und dabei verunglücken. Mit Aufkommen der Sprachsteuerungsfunktionen Google Now, Siri (Apple) und Cortana (Microsoft) wird deutlich, wohin der Weg auch bei anderen digitalen multimedialen Endgeräten führt. Smartphones können hier als die technische Vorhut gelten, die auch die Entwicklung für Digitalkameras (oder Smart-TVs) vorzeichnet. Inzwischen gibt es bereits Digitalkameras mit

  • RJ-45-Netzwerkanschluss,
  • USB 3.0;
  • Touchscreen;
  • Wlan;
  • GPS;
  • Mikrofon und Notizfunktion;
  • Facebook- oder Flickr-Uploadfunktion
  • Selfie-Funktionen
  • etc.

Bald werden auch Digitalkameras auf Sprachbefehle reagieren und Rückwärtskameras eingebaut haben.

Welches Smartphone-System paßt zu mir?

Ich habe lange gezögert, ehe ich mir mein erstes Smartphone zulegte. Immer hoffte ich (umsonst), es werde auch im internet- und mobilfunk-rückständigen Deutschland*1) irgendwann ein ‚anerkanntes‘ Hochleistungssmartphone mit der von mir benötigten Dualsim/Triplesim-Option geben. Dann mußte ich jedoch einsehen, dass dies erst in einer besseren Welt möglich werden würde (oder in China + Indien). In der Wartezeit hatte ich ordentlich Muße, um Nutzer von Iphones und Android-Phones zu beobachten. Des weiteren konfigurierte ich für Verwandte Tablets und Smartphones, um die Systeme besser kennenzulernen.

Android gefiel mir nicht und gefällt mir auch in den neuen Versionen immer noch nicht wegen der chaotischen Oberfläche und der Datensammelwut von Google; dumm auch, dass Google bei seinen neueren Lutscher-Versionen (Lollipop etc.) den Zugriff auf SD-Karten einschränkte (wie seit kurzem MS leider auch!), den ich aber für Offline-Karten haben wollte. Bei den Iphones störte mich hauptsächlich der zu hohe Endgerätepreis, denn am intuitiven Nutzer-Interface von Apple kann man kaum herummäkeln. Ich hörte auch manche erfahrenere Iphone-User fluchen über die eingeschränkte Flexibilität im Datenhandling (Stichwort:  Itunes). Was blieb: Windows Phone. Ein Außenseiter mit großen Ambitionen und preiswerten Endgeräten.

Beim Windows-Phone gefielen mir Performance, die aufgeräumte Oberfläche (Metro-Design) und die teilweise sehr guten Smartphone-Kameras der Endgeräte. Des weiteren war (vor einigen Monaten noch) die hervorragende Offline-Navigation mit den kostenlosen Nokia Here+ Karten ein wesentliches Kaufargument. Denn dadurch konnte ich mein Navigationsgerät verkaufen und den Preis des Luxus-Smartphones indirekt weiter auf nur 200,- EUR senken. Zwischenzeitlich ist dieses Kaufargument jedoch hinfällig. Nokia bietet nämlich sein Here+ (inkl. Offline-Karten) nun hauptsächlich für Android und iOS an und will ‚auf einmal‘ seine komplette Navigations-Sparte verkaufen (ein Schelm, wer im Portieren auf Android + iOS ein pures ‚Aufhübschen der Braut‘ zwecks Verheiratung mit der Konkurrenz vermutet): in diesem Bereich gibt es eigentlich nur 3 (bereits o.g.) Kandidaten als Käufer. Aus purem Eigennutz hoffe ich, daß es der Anbieter mit den bunten Kacheln werden wird und nicht der mit den grünen Robotermännchen bzw. angebissenen Äpfeln. Die Robotermännchen (d.h. Google) haben ja ein eigenes Mobilfunknetz gestartet*2), und wollen mit am mobilen Datentraffic verdienen. Man kann sich vorstellen, wie stiefmütterlich sie daher Offline-Navigationskarten behandeln werden, denn was gibt es Lukrativeres, als das Orientierungsbedürfnis der Menschen qua Navigations-App in bare Münze qua Mobilfunktraffic zu verwandeln? Wollen das nicht inzwischen zahllose Anbieter – auch die mit den läppischen und überteuerten ‚Fitness-Armbändchen‘ zur Selbst- und Fremdüberwachung*6)…?

Die Oberfläche der neuesten Windows 8.1 Version performt gut; Windows kenne ich von meinen PCs – das beste Endgerät (Nokia Lumia 1520) hatte überzeugende Werte in fast ALLEN Bereichen und war riesig (6 Zoll), wertig verarbeitet und dazu gerade als Auslaufmodell günstiger zu haben. Natürlich KEIN Dualsim. Für das Iphone 6+ hätte ich mit derselben Ausstattung das 4-fache (!) bezahlen müssen.

Meine Smartphone-Kaufentscheidung: Lumia 1520 Phablet

Somit kaufte ich das Lumia 1520, das mit der neuesten Kamera-App sogar RAW-Files im DNG-Format (20 Megapixel) und 4K-Videos erzeugen kann. Ich rüstetete das Handy sofort mit einer schnellen 64 GB SD-Karte aus und hatte damit fast 100 GB Platz für Karten, Daten, Apps etc. Das war ein Start in die schöne neue Smartphone-Welt von 0 auf 100: Outlook Exchange, zahllose Kontakte synchronisiert, Europakarten, 100 neue Apps, Tausende von Fotos, Musik etc. aufgespielt – also sehr viel Arbeit in die Erst- und Folgeinstallation gesteckt.

Meine System-Entscheidung habe ich ‚eigentlich‘ nicht bereut, wenn auch das Windows Phone 8.1 System noch eine Fülle von Verbesserungsmöglichkeiten bietet.

Ich war z.B. genervt, dass bei mir auf dem Lumia 1520 die digitale ‚US-Agentin‘ Cortana nicht funktionieren wollte. Besonders durch die Sprachassistentenfunktion wird das Smartphone nämlich zu einem echten ‚Burner‘. Nichts Kostenloses gibt es ohne die dunkle Kehrseite: Das optimale Funktionieren der modernen Sprachassistenten setzt voraus, dass man sich dem jeweiligen Betriebssystem-Anbieter (Google, Microsoft oder Apple) und seiner Datenwolke gegenüber sehr weitgehend ‚öffnet‘. Genauer gesagt: Der umfassende Einsatz eines digitalen Sprachassistenten macht einen zum ‚gläsernen Menschen‘. Ich wollte die neue ‚Cortana‘ aber trotzdem ausprobieren… – vielleicht auch nur, um endlich einen eigenen Mitarbeiter zu haben, der nur mit Mobilfunktraffic entlohnt werden muss.

Auch die wichtige Nokia Here+ App (inzwischen auf Android und iOS besser als auf Windows Phone) stürzt gerne gerade dann ab, wenn man sie am nötigsten braucht (z.B. beim Aufruf einer zweiten App wie etwa der für Musik). Da muss man dann extra einen Rastplatz anfahren, um sein Navi wieder zu starten, denn bei 130 km/h am Smartphone herumzufummeln, ist der schnellste Weg ins Jenseits. Die Einstellungsmenüs lassen an Übersichtlichkeit zu wünschen übrig, wie auch die E-Mail- bzw. Outlook-Exchange App. Surfen mit dem mobilen Internet-Explorer ist nicht grade eine Freude trotz des 6 Zoll Bildschirms. Das Schlimmste aber ist die Backup-Funktion, die derzeit nur online über die MS(A)-Cloud zu bewerkstelligen ist und beim Rückspeichern zentrale Details wie Zugangsdaten, Aufbau des Hauptscreens, App-Daten u.v.m. ‚vergißt‘ (selbst die mühselig zusammengesuchten Klingeltöne sind nach einem ‚Backup‘ alle weg), sodass man das Handy trotz dieser sog. ‚Datensicherung‘ nur in stundenlanger Feinarbeit und mit WLAN-Downloadorgien wieder in den Ursprungszustand versetzen kann.

Nicht zu vergessen das ständige Gefühl, ein Außenseiter zu sein bei den derzeitigen 3-5% Marktanteil des Windows-Phone-Systems sowie die geringe Auswahl an Smartphones und die schlechtere Qualität derselben Apps, die auf Android und iOS mit besseren Features ausgestattet sind.

Wegen dieser Mängel beobachtete ich intensiv die von Microsoft gerade sehr dynamisch und systematisch vorangetriebene Aufrollung des Mobilfunkmarktes und der dazugehörigen Entwicklung des neuen Universal-Betriebssystems Windows (Phone) 10, das gleichermaßen auf PCs, Tablets und Smartphones laufen soll. Auch Googles Chrome Browser schien ja einmal gegen den Internet Explorer chancenlos zu sein und vermochte es nichtsdestotrotz, den IE durch die Google- eigene extreme Entwicklungsdynamik in recht kurzer Zeit vom Thron zu stoßen und sogar Firefox gefährlich zu werden*3)….

Windows 10 Technical Preview für Smartphones

Vor kurzem war es nun soweit: Microsoft veröffentlichte für mein Smartphone die Windows Phone 10 Technical Preview 2 und ich geriet in Versuchung, mein sorgsam aufgebautes Smartphone-System wider besseren Wissen mit einer MS Technical Preview ‚upzugraden‘. Wir wissen ja schließlich alle, dass MS ‚Beta’s‘ nicht vergleichbar sind mit den ‚Understatement-Betas‘ der Linux Open-Source-Szene.  MS-Betas sind nicht selten Versionen, die keinem Produktiveinsatz standhalten und nur auf einem nichtproduktiven Testsystem installiert werden sollten. Und genau das stand ja auch in den – aus purer Neugier – mißachteten Warnmeldungen*4). Nur hatte ich eben kein Testsystem zur Verfügung.

Ich spielte deshalb die Windows 10 Technical Preview 2 auf mein bis dato so produktives und nützliches Lumia 1520 mit Windows Phone 8.1 (Denim). Aus Datenschutzgründen nahm ich noch Abstand von dem künstlich erzwungenen Cloud-Backup. Das Upgrade lief ohne Fehler durch. Doch danach begann das, was man als erfahrener DAU (= Dümmster Anzunehmender User) schon vorher befürchtet hatte: Nichts klappte mehr richtig und das Premium-Smartphone wurde zu teurem Sondermüll. Hier meine Erfahrungen mit der Windows Phone 10 Technical Preview 2:

  • die SIM-Karte ließ sich nicht anmelden – das Smartphone hängte sich dabei auf
  • Cortana funktionierte immer noch nicht; das Downloaden der Spracherkennungsdatei blieb in der Endlosschleife
  • das Navigationssystem war nunmehr gänzlich ausgeschaltet; kein Zugriff auf die Karten möglich (Endlosschleife und Total-Abstürze aller Navi-Apps)
  • der Hauptscreen litt unter vielen Rucklern und schlechten Touchscreen – Reaktionen
  • Flugmodus nicht mehr funktionsfähig
  • Fotobetrachtung mit extremen Verzögerungen selbst auf der leistungsfähigen Hardware des Lumia 1520
  • Abstürze gekaufter Apps wie z.B. Wetter Online Pro (funktionierten dauerhaft nicht mehr)
  • Bildschirmhelligkeit nicht mehr korrekt regulierbar
  • gesteigerte Akkuentladung
  • Schriftgrößen nun oft schlecht lesbar (zu klein, zu filigran)
  • Viele App-Menüs sinnloserweise plötzlich links oben (Hamburger Menü) anstatt – wie gewohnt – rechts unten
  • Unterordner von Outlook ließen sich nicht mehr auf die Startseite bringen
  • Zahlreiche Menüpunkte waren nicht anwählbar
  • auch abgestürzte Apps blieben im Hintergrund als zusätzliche Fenster offen
  • Die Office Apps (Word, Excel, Onenote etc.) waren noch nicht fertig daher nicht mehr verfügbar
  • etc.

Das war zuviel des Schlechten: Ich verschob alle persönlichen Daten wie Fotos, Musik etc. auf einen PC und startete dann doch die unsäglich schlechte ‚Backup‘-Funktion (die bei Google übrigens auch nicht besser ist), um wenigstens eine Liste meiner Apps zu sichern.

Danach machte ich einen Hardreset – alle sorgsam eingestellten Daten und Kartendaten der halben Welt wurden gelöscht und anstattdessen erhielt ich eine ‚cleane‘ Windows Phone 10 Technical Preview 2 ohne alles. Und siehe da: Cortana funktionierte IMMER NOCH NICHT und die o.g. Instabilitäten und Alpha-Merkmale waren weiterhin vorhanden.

Somit gab es nur einen Weg: Das von Microsoft großzügigerweise als ‚Freeware‘ verteilte Lumia Software Recovery Tool, das nichts anderes macht, als alles zu löschen und auf eine cleane stable-Version 8.1 downzugraden. Nachdem der Hardreset mittels Downgrade-Tool geklappt, ich das Backup zurückgespeichert und in 8-stündigem Nachbessern dieses Restores wieder ein schönes Smartphone hatte, funktionierte plötzlich auch Cortana!!

Somit hat sich diese ganze Odyssee an Hardresets und Restores zumindest insofern ausgezahlt, als ich mich nun endlich auch zu den ‚gläsernen Menschen‘ zählen darf. Denn auf Cortana möchte ich nicht mehr verzichten!

PS: Selbst die Alpha Version der deutschen Cortana kann schon einige nützliche Dinge erledigen und ist nur noch wenige Schritte von der schönen ‚Mimi‘, dem freien Hubot aus der visionären schwedischen TV-Serie ‚Real Humans‚ entfernt.

* Anmerkungen:
1) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/224924/umfrage/internet-verbindungsgeschwindigkeit-in-ausgewaehlten-weltweiten-laendern/
2) https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2015/03/03/usa-google-startet-eigenes-mobilfunk-netz/
3) https://www.browser-statistik.de/
4) https://windows.microsoft.com/de-de/windows/preview-download-phone
5) https://www.n24.de/n24/Nachrichten/Netzwelt/d/6041910/-kopf-unten–lebt-gefaehrlich.html
6) https://www.berlin.de/special/gesundheit-und-beauty/nachrichten/3786617-211-big-brother-trainiert-mit-im-visier-der-.html